Klinikalltag
Verwechslung von Medikamenten.
Es gibt keine Statistik, aber es kommt oft vor, dass bei stationären Patienten die Tabletten verwechselt werden. Das kann schon beim Zusammenstellen der Medikation passieren, wenn es von einem Präparat mehrere Stärken gibt und die Pflegekraft versehentlich den falschen sogenannten Blister erwischt. Oder irrigerweise der Meinung ist, dass das vom Arzt in der Anordnung vermerkte Medikament den gleichen Wirkstoff enthält wie das Präparat aus der Krankenhausapotheke. Oder die Schrift ist nicht zu entziffern. Oder ein Patient z.B. erhält versehentlich das Tablettenschälchen seines Nachbarn. Bei Blutdrucktabletten mag das noch harmlos sein. Bei der Zusammensetzung der Chemotherapie hat das fatale Auswirkungen.
Verwechslung von Blutkonserven.
Blutkonserven sollten heutzutage nicht mehr verwechselt werden können. Vor jeder Bluttransfusion muss die Verträglichkeit durch einen Koagulationstest geprüft werden.
Falsche Diagnose im Krankenhaus
Die richtige Diagnose erfordert lange Erfahrung.
Viele Beispiele kommen aus der Mammografie. Viele Patientinnen erhalten im Rahmen ihrer Brustkrebsvorsorge den falschen Befund Brustkrebs. Nach der Operation stellt sich in der pathologischen Untersuchung heraus, dass kein bösartiges Gewebe vorhanden ist.
Unklare Befunde sind relativ häufig. Nicht immer klären die Ärzte ihre Diagnosen bis zur Beseitigung von Zweifeln ab. Oftmals ist die Diagnostik sehr teuer.
Falsche Behandlung
Schwierig sind Therapieentscheidungen bei chronischen Erkrankungen oder mehreren Therapieoptionen.
Beispiel metastasiertes Lungenkarzinom. Der Primärtumor ist operativ zu entfernen. Schwierig ist danach die Behandlung der Metastasen. Metastasen sehen alle gleich aus. Was sich aber genetisch dahinter verbirgt, bleibt oft unklar. Es gibt eine Unzahl von Behandlungsmöglichkeiten mit verschiedenen Zytostatika, unterschiedlichen Dosierungen, Wiederholungen etc.. Alternativen sind Bestrahlungen oder ggfs. eine Immuntherapie.
Gefahren bei der Anästhesie
Zu den Risiken einer Vollnarkose gehören die falsche Intubation, bei der der Beatmungsschlauch in die Speiseröhre statt der Luftröhre eingeführt wird. Bei rund einem Viertel aller Vollnarkose tritt eine postoperative Übelkeit mit Erbrechen auf. Bei Teilnarkosen in Form von Periduralanästhesie und Spinalanästhesie sind Blutungen und Hämatome an der Einstichstelle die häufigste Komplikation.
Falsche Injektionen und Infusionen
Jede Infusion und jede Injektion stellt einen Eingriff in den Körper dar. Daher dürfen diese nur von Ärzten und speziell geschultem medizinischem Personal vorgenommen werden. Die Gefahr, dass ein Nerv getroffen wird, besteht bei intramuskulären Injektionen. Injektionen in große Nerven sind außerordentlich schmerzhaft und können diesen nachhaltig schädigen und zum Absterben bringen.
Organschäden, Nervenschäden
Werden Nerven und Blutgefäße geschädigt, hat das schwere Folgen.
Nervenbeschädigungen führen zu Sensibilitätsstörungen, Taubheit oder Lähmungserscheinungen.
Bei offenen Operationen kann es zu Beschädigungen innerer Organe kommen. Das gilt beispielsweise für die Lunge bei Eingriffen im Brustkorb. Andere Schädigungen können bei Intubationen auftreten, wie etwa Beschädigungen des Gebisses, der Zunge oder Mandeln.
Eine sehr seltene, aber folgenreiche Komplikation von Operationen ist die maligne Hyperthermie. Angeborene Störungen des Calciumhaushaltes führen dazu, dass bestimmte Medikamente während der Operation einen Calciumeinstrom in die Muskelzellen auslösen. Das führt zu einem dramatisch erhöhten Energiestoffwechsel, bei dem der Körper durch überschießende Energiefreisetzung und Ansammlung von Stoffwechselendprodukten überwärmt. Das führt zu Schäden an Herz, Lunge, Nieren und Gehirn.
Hygiene im Krankenhaus
Bakterien, Viren und Pilze lauern überall beim Arzt oder im Krankenhaus. Es kommt oft vor, dass bei Operationen trotz antiseptischer Maßnahmen unerwünschte Keime in den Körper gelangen. Ist das Immunsystem des Patienten in Mitleidenschaft gezogen oder völlig ausgeschaltet (AIDS), kann schon eine leichte Grippe tödlich verlaufen.
Finden die Hygienemaßnahmen des RKI nicht ausreichende Beachtung, bekommt auch ein gesundes Immunsystem mit einem deutlichen Mehr an Keimen Probleme. Operationsbesteck muss nach jedem Gebrauch gründlich gereinigt und sterilisiert werden. Die Funktionsfähigkeit der Sterilisationsanlagen muss in regelmäßigen Abständen überprüft werden.
Krankenhauskeime wie MRSA oder EHEC zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit den üblichen Antibiotika kaum in den Griff zu bekommen sind und für langwierige Infektionen sorgen.
Komplikationen bei der Behandlung im Krankenhaus
Bei vielen diagnostischen Verfahren und bei fast allen Therapien können Nebenwirkungen, Komplikationen und unerwünschte Begleiterscheinungen auftreten. Sie sind zu den verbreitetsten Gefahren im Krankenhaus zu rechnen.
Unverträglichkeiten und Allergien.
Immer mehr Menschen vertragen immer weniger Lebensmittel, Medikamente oder sonstige Substanzen.
Kontrastmittel, die man beim Röntgen oder bei einer Computertomografie verwendet sind allergen: Es kann ein anaphylaktischer Schock auftreten.
Dekubitus
Wenn Patienten bettlägrig sind, drohen Druckgeschwüre. Ein solcher Dekubitus tritt vor allem am Po oder an den Fersen auf, weil durch dauerhaftes Liegen die Blutversorgung abgeschnitten wird. Daher müssen immobile Patienten spätestens alle zwei Stunden umgelagert werden. Das gilt auch für Patienten während einer OP, bei denen bei Nichtbeachtung schwere Verbrennungen im Gesäßbereich auftreten. Liegt ein immobiler Patient auf Station, ist ein Lagerungsplan zu erstellen, der dokumentationspflichtig ist.
Sturzrisiko
Viele Patienten sind nach einer Operation benebelt und wollen sich unbedingt bewegen. Das führt oft zu Stürzen.