III. Bauch
Blinddarmentzündung
Diese bekannte Entzündung des Wurmfortsatzes des Blinddarms wird von Ärzten oft unterschätzt. Für die korrekte Diagnose sind unerlässlich die Anamnese, die Laboruntersuchung (Leukozyten, CRP), der Ultraschall und bei untersuchungstechnischen Schwierigkeiten das CT.
Bei bis zu 28 % der Patienten wird bei der Operation eine Perforation der Appendix festgestellt, die mit einer Sterblichkeit von ca. 10 % einhergeht, beim Auftreten einer Peritonitis bis zu 30 %).
Dabei sollte möglichst früh (innerhalb von etwa 48 Stunden) operiert werden.
Divertikulitis
Diese Erkrankung des Dickdarmes äußert sich in Ausstülpungen der Schleimhaut (Divertikel), die eine Entzündung bilden.
Die Krankheit ist u.U. akut behandlungsbedürftig.
Schnelle Diagnose und sofortige Therapie sind lebenswichtig.
Peritonitis
Die Entzündung des Bauchfells (Peritoneum) ist verursacht durch eine perforierte Appendizitis, eine Divertikulitis, einen unbehandelten Darmverschluss sowie durch perforierende Darmverletzungen infolge von Operationen.
Die Therapie der akuten Peritonitis ist immer operativ.
Der Zeitpunkt der Operation wird so früh wie irgend möglich angesetzt, da das Krankheitsbild meist einen foudroyanten (blitzartigen) Verlauf nimmt.
Häufig ist der Arztfehler in der fehlenden vollständigen Risiko-Aufklärung begründet; dann ist der Eingriff rechtswidrig. In dem Fall muss der Arzt beweisen, dass er aufgeklärt hat.
Gallenstein
Gallensteine (= Cholelithiasis) sind häufig und verursachen oft keine Beschwerden.
Wenn Gallensteine sich einklemmen und den Abfluss der Galle behindern, kann es allerdings zu heftigen Koliken und Entzündungen (Cholezystitis) kommen.
Mit Gallensteinen verwandt ist der Gallengries.
Cholangiographie bezeichnet die röntgenologische Darstellung der Gallengänge unter Verwendung eines röntgendichten Kontrastmittels.
Damit können Verletzungen des ductus zysticus verhindert werden. Bei unklarer anatomischer Situation während einer Gallenblasenentfernung – z.B. Verwachsungen – kann die ausbleibende Cholangiographie zur intraoperativen röntgendiagnostischen Abklärung der Gallenwege einen Behandlungsfehler mit der Folge einer Läsion des Gallenweges darstellen.
Gallenblasenentfernung
Die häufigste Indikation der „Cholezystektomie“ ist ein Gallensteinleiden – nämlich dann, wenn ein Stein in die Gallengänge hineinwandert und dort steckenbleibt.
Ganz ohne Operation kommt es bei bis zu 30 Prozent der Betroffenen im Verlauf zu Komplikationen der Cholezystitis mit der Folge einer Cholezystektomie.
Gallenblasenkarzinom
Der Gallenblasenkrebs ist ein seltener aber sehr bösartiger Tumor mit einer schlechten Prognose. Dabei werden zwei verschiedene Tumorarten unterschieden. Das Plattenepithelkarzinom, welches besonders bösartig ist und das Adenokarzinom, welches häufiger vorkommt.
Chemotherapie: Die Gallenblasentumoren sind leider oft wenig sensibel gegenüber Zytostatika.
Die Strahlentherapie ist bei dieser Karzinomform generell wirksam.
Adenom
Diese gutartige Geschwulst aus Schleimhaut oder Drüsengewebe kann generell jedes Organ betreffen und wird z.B. mittels Koloskopie entfernt.
Eine Darmperforation ist dabei eine Komplikation der Koloskopie. Fehlt es an einer sachgerechten Nachbetreuung, ist das ein Behandlungsfehler.
Anastomoseninsuffizienz
Der Übertritt von Inhalt des Magen-Darm-Traktes in die freie Bauchhöhle führt, wenn nicht umgehend erkannt und behoben, zur lebensbedrohlichen Peritonitis. In weniger dramatischen Fällen entwickelt sich lokal ein Abszess („gedeckte“ Anastomoseninsuffizienz) oder eine Fistel im Verlauf einer zuvor vorhandenen Drainage.
Anastomoseninsuffizienzen in der Gefäßchirurgie führen zu mitunter lebensbedrohlichen Nachblutungen, gelegentlich auch einem Aneurysma.
Es handelt sich fast immer um einen Notfall, der eine rasche OP verlangt.
Geschieht dies zu spät, liegt oft ein grober Behandlungsfehler vor.
Verwachsungen
Adhäsionen dürften als Komplikation kaum zu übersehen sein, denn sie treten immerhin nach 75% aller Operationen im Bauchraum auf.
Trotz ihrer Bedeutung werden die gesundheitlichen Folgen der Verwachsungen von Gewebestrukturen aber häufig von Chirurgen und Gynäkologen unterschätzt.
Bauchspeicheldrüse
Pankreas ist ein Drüsenorgan im Bauch. Die Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) verursacht starke Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung und Fieber.
Die häufigste Ursache für eine akute Pankreatitis beim Menschen sind Gallensteine, für eine chronische ist es der Alkoholmissbrauch.
Bauchspeicheldrüsenkrebs
Der Pankreastumor ist ein meist bösartiges Adenokarzinome (duktale Adenokarzinome), der wegen seiner hohen Sterblichkeitsrate gefürchtet ist.
Ein erhöhter Alpha-Amylase-Spiegel im Blut muss immer geklärt werden; er könnte ein Pankreaskarzinom indizieren.
Weiter sind Ultraschalluntersuchungen des Abdomens sowie bei Zweifel weitere bildgebende Verfahren MRCP (Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie), CT, Endosonographie oder ERCP indiziert.
Darmperforation
Der Darmdurchbruch ist eine schwere Erkrankung, bei der die Darmwand ein Loch aufweist. Tritt Darminhalt in die Bauchhöhle, kann dies zu lebensgefährlicher Peritonitis führen.
Besonders häufig führt eine nicht erkannte oder unzureichend behandelte Entzündung des Darms zu einem Darmdurchbruch, z.B. eine Appendizitis.
Ein Darmdurchbruch muss sofort im Krankenhaus behandelt werden.
Double – Bubble – Phänomen
Zwei Blasen in Magen und Darm eines Neugeborenen sind bei Ultraschalluntersuchungen (vorgeburtlich im Rahmen von Pränataldiagnostik) erkennbar. Sie indizieren das sogenannte „Double-bubble-Phänomen“ und eine Duodenalatresie:
Der Magen des ungeborenen Kindes ist mit Flüssigkeit gefüllt (erste Blase / „Bubble“) und auch das Duodenum (Zwölffingerdarm) weist Flüssigkeit auf (zweite Blase / „Bubble“).
Malrotation, ein adrenogenitales Syndrom, eine Darmatresie sowie eine Pylorusstenose müssen untersucht werden!
Magenschleimhautentzündung
Die Gastritis ist eine entzündliche Erkrankung der Schleimhaut des Magens.
Unbehandelt können folgende Komplikationen auftreten:
Anämie (Blutarmut), Magenkarzinom, Magenblutungen und Geschwüre.
Hernie
Dieser Bruch bezeichnet den Austritt von Eingeweiden aus der Bauchhöhle durch eine angeborene oder erworbene Lücke in den tragenden Bauchwandschichten.
Die Anstauung von Darminhalt in den ausgetretenen Darmschlingen bewirkt eine Einklemmung mit Darmwandschädigung. Noch gefürchteter aber ist hierbei das Abklemmen der Blutversorgung der Darmschlingen, Inkarzeration genannt.
Diese Komplikationen bedürfen einer operativen Therapie innerhalb von sechs Stunden.
Neben der zu späten Therapie ein häufiger Arztfehler: zu großes Operationsfeld, und das Nichtanheben oder Nicht-Verwenden eines OP- Netzes.
Eine Operation mittels Bauchspiegelung, Laparoskopie, hat sich etabliert.
Karzinom
Diese Krebserkrankung geht von Zellen im Deckgewebe von Haut oder Schleimhaut (Epithel) aus.
Karzinome machen circa 80 % aller bösartigen Tumore aus. Deren Stadium beschreibt man mit der sog. TNM-Klassifikation.
Zur Therapie kommen operative Entfernung, Strahlen- und Chemotherapie, in sehr frühen Stadien auch oberflächliche Abtragungen in Frage.
Beispiele sind das Analkarzinom, Bronchialkarzinom, Endometriumkarzinom (Gebärmutterschleimhaut; auch als Korpuskarzinom bezeichnet), Gallenblasenkarzinom, Leberkrebs (Hepatozelluläres Karzinom (HCC)), Hodenkrebs (Hodenkarzinom), Kolorektales Karzinom, Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom), Speiseröhrenkrebs, Magenkarzinom, Brustkrebs (Mammakarzinom), Nierenkrebs (Nierenkarzinom), Ovarialkarzinom, Pankreastumor, Pharynxkarzinom, Prostatakrebs, (Prostatakarzinom), Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom), Uteruskarzinom oder Zervixkarzinom.
Lungenkarzinom
Unterlassene Befunderhebung eines Lungenkrebses ist der häufigste Behandlungsfehler.
Auf Röntgenaufnahmen, z.B. in Vorbereitung einer Magen- Operation, sind Lungenkarzinome häufig erkennbar.
Ein solcher „Zufallsbefund“ muss erkundet und geklärt werden.
Der Anästhesist verletzt seine Pflicht, wenn er diesem Befund nicht nachgeht, auch dann, wenn dieser Befund mit der Narkose oder dem originären OP-Ziel nicht in Verbindung steht.
Nierenstein
Diese kristallinen Ablagerungen des Nierenbeckenkelchssystems werden mit dem Eintritt in den Harnleiter zu Harnleitersteinen und können eine Kolik auslösen.
Die Diagnose gelingt durch Ultraschall.
Bei der Extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie wird versucht, mit Hilfe von gebündelten Schallwellen den Stein so weit zu zerkleinern, dass er entweder natürlich oder operativ entfernt werden kann.
Häufigster Behandlungsfehler: Nierensteine werden übersehen mit der Folge schwerer Sepsis und Harnstau.
Morbus Crohn
Diese chronisch-entzündliche Darmerkrankung kann im gesamten Verdauungstrakt auftreten.
Bevorzugt befallen sind der untere Dünndarm (Ileum) und der Dickdarm (Colon).
Komplikationen sind: Mechanischer Ileus (Darmverschluss), Fistel, Abszess, Blutungen, Karzinom, Osteoporose, Gallensteine (durch den gestörten Leber-Darm-Kreislauf) und Urolithiasis (Harnsteinleiden)
Diagnostik: Ultraschall-Untersuchung des Bauches, Labor (BSG und CRP), Röntgenuntersuchung oder Magnetresonanztomographie mit Kontrastmittel und Biopsie.